Kommunikation ist meiner Erfahrung nach das wichtigste Führungsinstrument. Hierzu gibt es zahlreiche Kommunikationsmodelle, die dabei helfen, die oft komplexen Dynamiken zwischen Sender und Empfänger sichtbar zu machen.
Da diese im Führungsalltag sehr hilfreich sein können, möchte ich gerne eine persönliche Auswahl, anhand von Praxisbeispielen aus dem Führungsalltag, vorstellen.
Im Teil 3 zu "Kommunikationsmodelle in der Praxis" betrachte ich einen für die Führungspraxis wertvollen Teil der Transaktionsanalyse (nach Eric Berne).
Die Transaktionsanalyse ist ein psychologisches Kommunikationsmodell, das ursprünglich von Eric Berne entwickelt wurde. In der Arbeit mit Führungskräften nutze ich vor allem zwei zentrale Aspekte: das Strukturmodell und das Funktionsmodell der Ich-Zustände.
Im Strukturmodell geht es um drei innere Anteile, die unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen – ein hilfreiches Werkzeug, um Kommunikationsmuster im Führungsalltag besser zu verstehen:
Das Funktionsmodell zeigt, aus welchem dieser Zustände wir in bestimmten Gesprächssituationen heraus handeln – und wie sich das auf unser Gegenüber auswirkt. Denn: Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Wenn wir zum Beispiel aus dem Eltern-Ich belehrend kommunizieren, ist es nicht ungewöhnlich, dass uns unser Gegenüber aus dem Kind-Ich antwortet – mal trotzig, mal zurückgezogen.
Genau hier liegt ein spannender Hebel für Veränderung in der Führung: Wenn es Führungskräften gelingt, aus dem Erwachsenen-Ich heraus zu agieren – klar, ruhig und auf Augenhöhe – verändert sich oft auch das Verhalten im Team.
Um dieses Modell greifbarer zu machen, möchte ich ein Beispiel aus meiner Coachingpraxis teilen. Die Aussage der Führungskraft lautete (Gedächtnisprotokoll):
„Die neue Unternehmensausrichtung stößt bei meinen Mitarbeitenden auf Widerstand. Egal, wie viel Sinnstiftung ich betreibe, meine Mitarbeitenden verstehen mich nicht. Ich habe jetzt schon so oft erklärt, wieso wir diesen Weg gehen. Aber sie kommen immer wieder mit ihrer Sicht.“
Die Hoffnung der Führungskraft war, einen „Schlüssel“ zu finden, um die Mitarbeitenden von der eigenen Perspektive zu überzeugen. Diese Haltung prägte auch seinen Ich-Zustand – und damit seine Kommunikation im Team. Er fühlte sich fachlich und vielleicht auch kognitiv überlegen. Aus diesem Gefühl heraus sprach er vor allem aus dem Eltern-Ich: belehrend, dominierend, übergeordnet.
Eine auffällige Sprachgewohnheit war sein häufiger Gebrauch von „nochmal“ am Satzanfang – besonders dann, wenn er sich nicht verstanden fühlte. Ganz nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Doch die Wirkung war gegenteilig: Der Widerstand wurde stärker.
Die Mitarbeitenden begegneten ihm zunehmend aus dem Kind-Ich – trotzig, abwehrend, wenig verantwortungsbereit. Ihr Verhalten entsprach nicht mehr dem, was die Führungskraft unter professioneller Kommunikation im Team verstand.
Die zentrale Erkenntnis im Coaching war: Er selbst war (unbewusst) der Auslöser für das Verhalten, das ihn frustrierte.
Mit diesem Bewusstsein haben wir an seiner Kommunikation gearbeitet. Unser Ziel: eine Haltung und Sprache, die auf Klarheit, Augenhöhe und Wertschätzung basiert – Kommunikation von Erwachsenen-Ich zu Erwachsenen-Ich.
Die Umstellung war nicht leicht. Manche Mitarbeitenden hatten sich in ihrer Rolle im „Kind-Ich“ bequem eingerichtet. Sie versuchten immer wieder, die Gespräche zurück in das alte Eltern-Kind-Muster zu lenken.
Aber: Er blieb dran. Und genau das machte den Unterschied. Die Gespräche wurden ruhiger, der Ton im Team konstruktiver – und der Widerstand gegen die neue Ausrichtung ebbte Schritt für Schritt ab.
Die Transaktionsanalyse bietet Führungskräften ein wirksames Modell, um ihre Kommunikation zu reflektieren und gezielt zu verändern. Besonders in Veränderungsprozessen kann ein bewusster Umgang mit den Ich-Zuständen dabei helfen, Konflikte zu entschärfen, Vertrauen aufzubauen und echte Kooperation im Team zu fördern.
Wer sich tiefer mit der Wirkung von Kommunikation auseinandersetzen möchte, findet neben der Transaktionsanalyse weitere hilfreiche Modelle. In meinen Artikeln stelle ich unter anderem das 4-Ohren-Modell sowie das Modell zu den Quellen von Kommunikationsproblemen vor – jeweils mit einem klaren Bezug zur Führungspraxis.
Individuelles Coaching für den Praxistransfer
In meinen Coachings begleite ich Führungskräfte bei dem Transfer von der Theorie in den Führungsalltag. Dabei wenden wir gezielt die verschiedenen Tools und Techniken in Ihren spezifischen Praxissituationen an. Wie das genau abläuft, stelle ich Ihnen gerne in einem 20 Min. gratis Kennenlerngespräch vor. Ich freue mich auf unseren Kontakt.
© Christoph Schiffner. Alle Rechte vorbehalten.
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