Meine erste Führungsverantwortung übernahm ich bereits im Alter von 23 Jahren. In einem Unternehmen und einer Zeit, in der Führung noch mehr patriarchisch geprägt war. Da viele meiner Mitarbeitenden deutlich älter und somit an Erfahrungen reicher waren als ich, suchte ich einen anderen Weg der Führung.
Ich berücksichtigte die Motive und Werte und führte nicht nur über sachliche Zielvorgaben und Prozessbeschreibungen. Ich merkte, wie dadurch vertrauensvolle Beziehungen entstanden und die Mitarbeitenden mit mehr Freude aktiver Verantwortung für ihre Ziele übernahmen.
Ich selbst war im Vergleich zu meinen KollegInnen weniger mit dem klassischen „nachhalten“ von Vereinbarungen beschäftigt und hatte stattdessen mehr Zeit und Raum für zukunftsweisende Entwicklungsthemen.
Dank wertebasierter Führung konnte ich den Erfolg meines Verantwortungsbereichs spürbar positiv und nachhaltig ausbauen.
Seitdem bin ich überzeugt von der positiven Wirkung dieses Führungsansatzes und begleite heute Führungskräfte als Coach, Berater und Trainer zu dem Thema.
Wertebasierte Führung ergänzt die Ausrichtung auf wirtschaftliche Unternehmensziele um den Faktor Mensch. Dabei werden die Motive, Bedürfnisse und Werte der Menschen einbezogen. Es geht darum die individuellen Perspektiven und Interessen von Unternehmensleitung, Führungskräften und der Mitarbeitenden im Sinne der wirtschaftlichen Ziele und der Mitarbeitendenzufriedenheit zu verbinden. Der Zugang dafür ist eine menschenzentrierte und gleichermaßen ergebnisorientierte Kommunikation.
Klassische Führungsstile hingegen setzen den Fokus stärker auf die Unternehmensperspektive wodurch das intrinsisch motivierte Engagement von Mitarbeitenden oftmals zu wenig angeregt wird. Zusätzlich verlieren Führungskräfte durch klassische Leitbilder oft ihre natürliche Authentizität, was sich negativ auf das Vertrauensverhältnis zu den Mitarbeitenden auswirkt.
Die Kombination von Unternehmenswerten mit wertebasierter Führung aktiviert bestmöglich die Potentiale und Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Diese erhalten Orientierung und gleichzeitig einen persönlichen Raum für selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten. Entscheidend ist, dass die operativen Führungskräfte die Verbindung zwischen den Unternehmenswerten und den individuellen Werten der Mitarbeitenden herstellen. Wenn das gelingt, fühlen sich Menschen wertgeschätzt, was sich positiv auf ihr Handeln im Sinne der Unternehmensziele auswirkt.
Werte sind etwas sehr persönliches, die losgelöst von definierten Unternehmenswerten, das Handeln von Menschen beeinflussen. Geprägt sind diese durch unsere Sozialisierung in der Vergangenheit.
Im Führungsalltag geht es vor allem darum die Perspektive der Gesprächspartner zu verstehen - auf die Motive und die Werte dieser einzugehen. Zum Beispiel werden Konflikte i.d.R. auf der Sachebene diskutiert - die Ursachen sind jedoch meistens in den Motiven und den damit verbundenen Werten zu finden. Wenn wir diese heraus arbeiten, stellen wir oft Gemeinsamkeiten und Lösungswege fest, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich waren.
Der Zugang dafür ist Kommunikation - z.B. durch Fragen, Fragen, Fragen.
Operative Führungskräfte sind, unabhängig von der Unternehmensgröße, der wesentliche Schlüssel für das Thema. Sie tragen die Verantwortung die Ziele, Kultur und Leitbilder mit Leben zu füllen und damit sichtbar in die Umsetzung zu bringen.
Sie haben die Aufgabe Visionen und übergeordnete Unternehmensziele für alle greifbar und damit realisierbar zu machen.
Durch wertebasierte Führung können operative Führungskräfte alle Beteiligten optimal und zielgerichtet im Sinne der Ergebnisse einbeziehen.
Da wertebasierte Führung Konflikte und Widerstände reduziert, können vorhandene Ressourcen produktiver eingesetzt werden, was positiv auf den Ertrag wirkt.
Wertbasierte Führung schafft es, dass Mitarbeitende sich mit dem Unternehmen und dessen Zielen auf einer tieferen Ebene identifizieren und damit ein stärkeres Verantwortungsbewusstsein entwickeln.
Sie erkennen Handlungsfelder und initiieren selbständig Lösungen. Mitarbeitende erleben deutlich stärker welchen Wirkungsgrad ihr Handeln hat, was die Entwicklung in ihrem Aufgabenfeld und die Zufriedenheit in ihrer Rolle fördert.
Je nachdem wo das Unternehmen steht, ist entsprechend Raum und Zeit für die Entwicklung einzuplanen sowie Kompetenz in den Prozess einzubeziehen.
Was nicht funktioniert, ist der Klassiker. „Wir definieren mal Werte, machen ein Seminar dazu und alle setzen das dann einfach um“.
Da Werte etwas sehr individuelles sind, macht es Sinn, die Entwicklung dazu auch individuell zu gestalten.
Ein weiterer Stolperstein ist, dass definierte Unternehmenswerte als Dogma angesehen werden - wir müssen weiterhin beachten, dass wir mit Menschen arbeiten und damit individuelle Perspektiven und Interpretationen vorhanden sind.
Für mich gibt es drei wesentliche Anzeichen, die wertebasierte Führung sichtbar machen
Messbar wird das in der Steigerung der Ergebnisse sowie der Zufriedenheit von Mitarbeitenden, Kunden und Geschäftspartnern. Bezogen auf die Mitarbeitenden zeigt sich dies z.B. in der Reduzierung der AU-Quote und der Fluktuationsquote.
Wo fühlen sich Menschen wahrscheinlich wohler? In einem Umfeld bei dem sie für „Jemanden“ arbeiten oder in einem Umfeld, in dem sie mit ihren Fähigkeiten gesehen und geschätzt werden?
Hinzukommt, dass mittlerweile über Bewertungsplattformen, wie Kununu, Transparenz zu der Führungskultur nach außen gegeben wird. Bei meinen Kunden merke ich, wie diese Transparenz die Personalgewinnung leichter oder eben auch schwieriger macht.
Mit Blick auf die wirtschaftliche Wettbewerbssituation und die Bedeutung der Arbeitgeberattraktivität befinden sich Führungskräfte immer häufiger in einem Spannungsfeld. Durch wertebasierte Führung lassen sich diese beiden wichtigen Säulen in Einklang bringen, wodurch der Unternehmenserfolg langfristig gestärkt wird.
© Christoph Schiffner. Alle Rechte vorbehalten.
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