Unternehmensgründung: Ein Wechselbad der Gefühle

Zwischen Idee, Realität und Emotionen

Mein Telefon klingelt. Eine Coachinganfrage eines Unternehmensgründers:

Die Gründungsphase kann eine emotionale Achterbahn sein. Unsere Gefühle 

wechseln oft innerhalb kürzester Zeit: von Euphorie, Stolz oder Begeisterung 

hin zu Zweifel, Angst oder völliger Überforderung.

 

Warum ist das so?

 

In dieser Phase fehlen häufig feste Routinen und verlässliche Strukturen. Vieles ist neu. Neben der Entwicklung und Umsetzung der eigenen Idee, für die das Herz brennt, kommen zahlreiche andere Themen auf den Tisch: Marketing, Steuerfragen, IT-Probleme, Kundenakquise.

Die Bandbreite ist groß – und oft übernehmen GründerInnen alles selbst. Dabei gibt es immer Bereiche, die einem mehr liegen, und andere, die Energie kosten.

Die (falschen) Ratgeber

Immer wieder möchten Außenstehende helfen, gefragt oder ungefragt. An gut gemeinten Tipps von selbsternannten „Spezialisten“ mangelt es selten. Ein Klassiker:

Die Realität sieht anders aus.

Es reicht eben nicht, ein bisschen Content zu posten oder etwas Suchmaschinenwerbung zu machen – und plötzlich läuft das Geschäft.

Wer zusätzlich auf Business-Plattformen unterwegs ist, bekommt regelmäßig Nachrichten von BeraterInnen, die mit Erfolgsgeschichten werben und Hilfe anbieten. Würden GründerInnen all diese Angebote annehmen, wären die Einnahmen der nächsten drei Jahre vermutlich schon verplant.

 

Diese „Ratschläge“ haben eine Gefahr: Sie verzerren die Wahrnehmung. Denn scheinbar ist alles ganz einfach – doch die echte Gründungserfahrung ist oft viel komplexer. Die Folge: Druck, Unsicherheit, Zweifel.

Der Druck

GründerInnen haben in der Regel hohe Ansprüche an sich selbst. Sie kennen das Risiko, sie übernehmen Verantwortung – für sich, ihre Idee, ihre Lebensrealität.

Hilfe von außen kann in dieser Situation wertvoll sein. Entscheidend ist aber, die passende Unterstützung zu finden. Dazu können folgende Fragen Orientierung geben:

  • Wo liegen meine Stärken – und wo brauche ich gezielt Unterstützung?
  • Was muss ein:e Expert:in fachlich und menschlich mitbringen, damit die Zusammenarbeit hilfreich ist?
  • Wann brauche ich Feedback, wann eher einen geschützten Raum zum Reflektieren?
  • Wie erkennt mein Umfeld, ob ich gerade jemanden zum Zuhören oder konkrete Impulse brauche?

Die Verunsicherung

GründerInnen müssen eine Vielzahl an Themen verarbeiten – Input gibt es mehr als genug. Schnell geht der Fokus verloren.

Was ist wirklich wichtig? Wie lässt sich Orientierung bewahren? Welche Impulse sind hilfreich – und welche lenken eher ab?

Diese Fragen helfen, Prioritäten zu setzen:

  • Was ist mein Ziel – kurzfristig wie langfristig?
  • Welche Aufgaben zahlen konkret auf dieses Ziel ein?
  • Welche Ressourcen (Zeit, Geld, mentale Energie) habe ich aktuell zur Verfügung?
  • Was passiert, wenn ich bestimmte Themen jetzt nicht angehe?

Es geht nicht darum, alles zu schaffen – sondern das Wesentliche im Blick zu behalten.

Die Selbstzweifel

Selbst mit einem klaren Verstand und einem guten Händchen für Entscheidungen schleichen sie sich ein: Die Zweifel.

  • Bin ich all den Aufgaben und der Verantwortung überhaupt gewachsen?
  • Ist mein Angebot attraktiv genug für meine Zielgruppe?
  • Was, wenn das alles nicht funktioniert – und ich nur Zeit und Geld verliere?

Die Aufgabenfülle und emotionale Belastung in der Gründungsphase kosten Kraft – genau die Energie, die man in diesen Momenten eigentlich bräuchte.

 

Was kann helfen, mit Selbstzweifeln umzugehen?

 

1. Mentaler Ausgleich
Auch wenn wir theoretisch rund um die Uhr arbeiten könnten – Körper und Geist brauchen Pausen. Wie viel, in welchem Rhythmus und mit welcher Form von Ausgleich, ist individuell. Es geht um deine persönlichen Ressourcen – nicht um die Maßstäbe anderer.
 

2. Realistische Ziele
Ja, Erfolg braucht Visionen. Doch Ziele sollten erreichbar und im Zeitverlauf sinnvoll aufeinander aufbauen. Zu hoch oder zu kurzfristig gesetzte Ziele verstärken Zweifel statt Motivation.
 

3. Erfolge sichtbar machen
In der Gründungsphase stehen Erfolge oft in keinem Verhältnis zum Aufwand. Häufig gibt es mehr Rückschläge und Absagen als ermutigende Reaktionen. Am Ende eines Tages bleibt schnell das Gefühl: „Ich habe wieder alles gegeben – aber es hat sich nichts verändert.“ Hier hilft es, Erfolge bewusst sichtbar zu machen:

  • Was habe ich konkret erreicht?
  • Welche neuen Impulse konnte ich setzen?
  • Wie viele Menschen haben mein Angebot kennengelernt?
  • Welches Feedback habe ich erhalten – und was sagt es über die Wirkung meiner Arbeit?

4. Innere Stimmen verstehen
Wir tragen oft unterschiedliche Haltungen in uns – Zuversicht, Zweifel, Begeisterung, Skepsis. Diese Vielfalt führt zu innerer Ambivalenz – was ganz normal ist. Sichtbar wird das, wenn wir uns fragen: 

  • Welche inneren Bilder habe ich zu einem Thema? 
  • Welche inneren Rollen vertreten diese Perspektiven? 
  • Was sind deren Bedürfnisse?

Entwicklung statt Perfektion

Egal, wie viel Perfektion wir anstreben – die berühmten 100 % gibt es nicht. Es wird weiterhin Herausforderungen geben, wir werden priorisieren (müssen), von Anderen beeinflusst werden, gute und schlechte Tage haben.

 

Entscheidend ist unsere innere Klarheit.

 

Wenn wir unser echtes Bild kennen und eine klare Vorstellung von unserem Ziel haben, dann können wir inmitten all dieser Herausforderungen die besten Entscheidungen für UNS treffen. 

 

Coaching kann diesen Prozess sinnvoll begleiten – wenn es nicht um fertige Lösungen geht, sondern um echte Reflexion und Klarheit zu dem persönlichen Weg. Gerne im Alltag integriert remote oder bei Bedarf auch mit etwas Abstand im Rahmen einer Coachingreise. Ich freue mich auf den Kontakt.

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